Outono - Herbst

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Lissabon kann auch modern.

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Fast zwei Monate! So langsam schleicht sich hier am anderen Ende Europas ein gewisser Alltagstrott ein... Ich fühle mich immer noch sehr wohl, aber es passieren einfach nicht mehr jeden Tag wilde, aufregende Dinge. Manchmal schauen wir auch einfach nur ein Video oder kochen :-) Oder wir feiern Einweihung, wie in Katjas und Caros neuer WG letzten Samstag, oder gehen zum großen ERASMUS-Kastanienessen an der Uni (- es waren derart viele verfaulte und steinharte Castanhas dabei, dass wir lange darüber diskutiert haben, ob sie mit dieser Aktion die ERASMUS-Studenten dezimieren wollten...).

Letzte Woche war ja der Fabi da, und wir haben jede Menge Sightseeing betrieben: waren unter anderem im für die EXPO '98 errichteten "Parque das Nações" unterwegs, dem modernen Teil Lissabons, wo man sich ein bisschen vorkommt wie in der Zukunft (siehe oben). Alfama und Graça, die "alten" Stadtteile, durften natürlich auch nicht fehlen:

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Samstag war der zweite Tag mit schlechtem Wetter (aber immer noch ohne Regen, also halt quasi bewölkt), den ich seit meiner Ankunft hier erlebt habe. Sonntag war dann nochmal knalleheiß und wir natürlich surftechnisch unterwegs - einen 18. November mit Sonnenbrandgefahr habe ich selten erlebt! Tja, seit Montag morgen haben wir richtiges Mistwetter, vergleichbar etwa mit Ulm im November (nur wärmer: 15 Grad, und heizen tut auch noch keiner). Gegen Ende der Woche soll es wieder besser werden - ich hoff's doch sehr! Wobei mir das Weihnachtsfeeling, so sehr ich es in Deutschland immer gehasst habe, doch irgendwie abgeht. Das einzig Weihnachtliche hier ist eine Packung Lebkuchentee von meinen Eltern, an der ich ab und an mal rieche, um mich daran zu erinnern, wie die Heimat gerade duftet...

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(Damit ihr nicht vergesst, wie ich aussehe :-) Hab mich vor die Kongresshallen, in denen vor wenigen Wochen noch Merkel & Co. über die Zukunft der EU debattiert haben, geworfen...)

Eine Sache fällt mir schon seit einiger Zeit auf - ich hab's nur nie geschafft, darüber zu schreiben: Portugal ist vermutlich eines der letzten Länder Europas, in denen die Menschen noch Zeit haben. Zeit, um sich zum Essen hinzusetzen. Zeit, um in einen Laden zu gehen und einen einzelnen Knopf zu kaufen (- in einem Laden, in dem es ausschließlich Knöpfe zu kaufen gibt, denn auch für Tante-Emma-Läden hat man noch Zeit hier). Wer durch Lissabon rennt, wird schief angeschaut - die absolute Todsünde ist es aber, auf offener Straße zu essen. Ehe ich das mache, esse ich lieber gar nichts... Man bekommt wirklich von allen Seiten Blicke zugeworfen! Zum Essen geht man nach Hause oder setzt sich zumindets in eine der zahlreichen Pastelaria, und Punkt. Ich habe selten eine entspanntere Großstadt erlebt als Lissabon. Ich fühle mich hier nie gehetzt oder habe Angst vor den Menschenmassen. Stattdessen habe ich die Hoffnung, dass sich die Ruhe, die die Menschen hier ausstrahlen, auch auf mich überträgt...

Natürlich schließt die Tatsache, dass die Menschen hier weit weniger hektisch sind als wir Mitteleuropäer, auch mit ein, dass man oft ganz schön lange auf etwas warten muss. In meinem Fall geschehen z.B. letzten Freitag, als ich mit einer Dozentin um 16.00 Uhr verabredet war. Zeit, mit mir zu reden, hatte sie dann erst um 17.30 Uhr! Ich war natürlich auf 180 (so richtig angesteckt haben sie mich mit ihrer stoischen Ruhe nämlich doch noch nicht...) und hatte mich auch nicht so wirklich auf das Gespräch, in dem ich ein Thema für eine Präsentation im Januar vorschlagen sollte, vorbereitet. Eine Dreiviertelstunde später verließ ich den Raum mit einem Präsentations- und einem möglichen Bachelorarbeitsthema sowie einer Vorstellung davon, was es heißt, für die Dozenten nicht nur eine Matrikelnummer zu sein: diese Frau hat sich wirklich mit mir und meinen Ideen auseinandergesetzt, wie es mir in Deutschland nie begegnet ist! Überhaupt lerne ich das Uni-System hier mehr und mehr zu schätzen und verstehe mittlerweile wirklich, warum sie sich so gegen Bologna aussprechen. Jeder meiner Dozenten kennt die Namen aller ihrer Studenten - und darüber hinaus ihre Studienrichtung, ihren Berufswunsch, ihre Ideen und Vorstellungen. Von Massenvorlesungen hat hier noch keiner gehört!

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Irgendwie ist doch noch Sommer... :-)

Morgen hab ich noch mal die volle Unidröhnung, bevor dann am Donnerstag Susi, Jeni und Anne (aus Augsburg) zu Besuch kommen und wir übers Wochenede die Stadt unsicher machen. Als ich meinen kompletten Freundeskreis hierher eingeladen habe, wusste ich noch nicht, was für Ausmaße das annehmen würde - zur Erinnerung: Fabi ist erst heute Morgen abgefahren... Ich freu mich über jeden, der mich besuchen kommt, muss aber auch sagen, dass es mich manchmal anstrengt, immer noch ein Stück Heimat um mich zu haben. Irgendwie ist das hier einfach so meine eigene Erfahrung, und es fällt mir schwer, immer alles zu teilen... Tja, aber auch das ist eben eine Erfahrung.

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Zu guter Letzt noch das obligatorische Wir-alle-in-der-Edge-Bar-Foto, das in keinem Beitrag fehlen darf...

Mistwettergrüße!
ina

PS: Umlaute sind am Start = Internet funktioniert! Und jetzt kommt der wirkliche Brüller: unsere Vermieter haben vorgestern unserem Internetprovider gekündigt. Seitdem geht es plötzlich. Ich wunder mich ja über gar nichts mehr.
Verde - 20. Nov, 23:48

schöner blog !
Weiterhin alles Gute !

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ina em lisboa

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