Alles so schön bunt hier
Sonntag ist Waschtag.
Am liebsten würde ich die Zeit dazu bringen, mal ein bisschen weniger zu rasen. Wie kann denn schon wieder eine Woche vergangen sein? Ich alpträume schon, dass über Nacht meine gesamte WG auszieht und ich morgens plötzliche fremde Leute im Flur treffe... Etwas Wahres ist dran: Maria ist am Samstag ausgezogen, und Basia wird es ihr in einigen Tagen gleichtun. Für die meisten neigt sich das Semester dem Ende zu - aber eigentlich will ich da jetzt noch überhaupt nicht drüber nachdenken!
Immerhin kommen ja auch immer wieder nette neue Mitbewohner nach. Mit Sofia, der Portugiesin, die nach den Weihnachtsferien bei uns eingezogen ist, verstehe ich mich super. Wir werden nach wie vor mit Spezialitäten aus ihrem Garten in Madeira gemästet (...Passionsfrüchte...) und bekommen endlich auch mal ziemlich viel portugiesische Kultur mit. Das blieb bisher etwas auf der Strecke - nicht nur bei mir, wie eine Diskussion an der Uni kürzlich ergab: auch die anderen internationalen Studenten lernen eher etwas über den Lebensstil ihrer internationalen Mitbewohner als über den der Einheimischen. Ob sich denn bei so viel Internationalität etwas an unserer Einstellung gegenüber der EU verändert hätte, wollte die Dozentin weiter wissen. Die Frage habe ich gestern Abend in den Raum geworfen, als wir zu elft - sieben Nationalitäten - um unseren Wohnzimmertisch saßen und Hanas Geburtstag feierten. Es war einen Moment lang ruhig, und ich glaube, wir dachten alle dasselbe: ja, es hat sich etwas verändert in unseren Köpfen. Hach, wenn das der alte Erasmus sehen könnte! :-)
Mein neuer Kumpel & ich.
Zurück zu trivialeren Dingen: die vergangene Woche war bis Donnerstag - von viel Lernerei, einem interessanten Stummfilmbesuch und diversen Kochsessions abgesehen - ziemlich unspektakulär...
Freitag kam dann mit Linde mal wieder ein Stückchen Heimat nach Lissabon geschneit. Und da soviel Stadt wie möglich in drei kurze Tage gepresst werden wollte, mussten meine Bücher (diese Woche ist Portugiesisch- und Französischklausur...) zurück in die Schublade!
Ab da wurde es heiter: tagsüber Stadt erkunden, abends Feierei an verschiedenen Lokalitäten. Es war ein gut gefülltes, buntes Wochenende - und mir wurde zum ersten Mal seit Wochen wieder klar, wie schön diese Stadt ist und wie toll die Menschen, die ich hier getroffen habe, sind. Und wie sehr ich die Zeit hier genießen sollte... Manchmal ist es wirklich hilfreich, alles wieder aus der Perspektive eines Besuchers wahrzunehmen und sich nicht von den Alltäglichkeiten davontragen zu lassen!
Hier ein kleiner Einblick in unser Wochenende (s. u.): Hanas Geburtstagssause, Linde vor einer ziemlich portugiesisch aussehenden Tür, örtliche Jugendkultur, Sonnenuntergang in Belém und eine ziemlich hungrige Ina in einer ziemlich bekannten Pastelaria.
Gestern waren wir zum ersten Mal seit über einem Monat surfen. Und haben damit den endgültigen Beweis erbracht: es ist nicht zu kalt, um in Portugal im Januar zu surfen. Es ist sogar eher warm! Allerdings mussten wir leider auch feststellen, dass die Wellen zu jeder Jahreszeit scheiße sein können. So konfus wie gestern war das Meer echt seit meiner Ankunft nicht...
Die junge Frau und das Meer...
Jetzt werfe ich mich endlich mal in die Landessprache, übermorgen ist schließlich Klausur!
Drinnen wie draußen sonnig bis heiter:
ina.
PS: Sofias Freundin Vânia hat übrigens "Popstars" gewonnen! Oléolé...
ina-unterwegs - 21. Jan, 15:37